Bei der Anschaffung eines Tieres stehen oft der Kaufpreis und die Futterkosten im Mittelpunkt. Doch was ist, wenn das geliebte Haustier einmal krank wird oder einen Unfall hat. Der medizinische Fortschritt macht vor der Tiermedizin nicht halt, kostenintensive Diagnostik, wie Röntgen, Ultraschall, Endoskopie, CT oder MRT sind mittlerweile auch bei unseren Haustieren Routine. Dementsprechend können viele Krankheiten gut behandelt und auch schwierige Operationen, zum Teil mit Hilfe der Bildgebung durchgeführt werden.
Eine Tierkrankenversicherung ist hier ein guter Weg die medizinische Versorgung von Hund und Katze zu sichern.
Grundsätzlich gibt es bei den meisten Versicherern die Möglichkeit einen Vollkrankenschutz inklusive OP-Kostenversicherung oder nur einen alleinigen OP-Schutz abzuschließen.
Sicherlich sind es die Operationen, per Definition eine Behandlung, die in Narkose durchgeführt wird, die, wenn sie nötig werden, oft plötzlich ein größeres Loch in die Haushaltskasse reißen können. Bricht sich eine Katze beispielsweise das Bein, kann die korrekte Versorgung mit einer Osteosynthese (chirurgisches Implantat, z.B. ein Splint) mit Klinikaufenthalt und Nachbehandlung durchaus 3000,- Euro kosten. Schneidet sich ein Hund die Pfoten an Draht oder Glas auf, muss diese in Narkose genäht werden, können mit mehreren Verbandswechsel als Nachbehandlung auch schnell einige hundert Euro zusammenkommen. Natürlich geben nicht nur Unfälle Grund für eine erforderliche Operation, ein vereiterter Zahn, ein Abszeß, ein Tumor, eine kranke Gebärmutter oder eine verschluckte Gummiente, die nicht mehr alleine aus dem Darm findet sind nur einige Beispiele dafür.
Eine OP-Versicherung kostet meist nur „Kleines Geld“ und sichert ihr Tier hier ab. Das ist auf alle Fälle eine Überlegung wert. Es kann eine Deckelung des Auszahlungsbetrages pro Jahr für „normale OPs“ geben, bei Verkehrsunfällen gibt es meist kein Limit.
Auch ist der Zeitraum der Kostenübernahme bei den verschiedenen Versicherern unterschiedlich. Während die eine Versicherung, z.B. Uelzener premiumPlus Schutz, bis 21 Tage nach einer Operation bezahlt, übernimmt z.B. die Agila die Kosten bis zur Ausheilung. Dies spielt beispielsweise bei Knochenbrüchen oder Wundheilungsstörungen eine Rolle. Die Nachbehandlung mit Kontrollröntgenbildern oder ggf. nötigen mikrobiologischen Laboruntersuchungen kann schon mal einige Wochen dauern. Hier sollte man sich genau erkundigen. Ebenso ob Rehamaßnahmen (Laserbehandlung, Physiotherapie) übernommen werden. Bei den Anbietern finden sich die unterschiedlichsten Bedingungen, manchmal lassen sich einzelne Bausteine dazu buchen. Dies gilt auch für einige besondere Operationen, wie z.B. Kastrationen, prophylaktische Zahnreinigung oder auch rassetypisch notwendige Eingriffe, wie die Korrektur bei den sogenannten brachycephalen Rassen (den Kurznasigen). Oft müssen Gaumensegel gekürzt und Nasenlöcher erweitert werden. Einige Versicherer übernehmen auch keine Operationen, die aufgrund von degenerativen Erkrankungen entstehen, z.B. einen Bandscheibenvorfall durch Verschleiß der Bandscheibe – auch hier ist hinschauen gefragt.
Ein weiterer Punkt ist die Selbstbeteiligung, teilweise wählbar oder auch strikt vorgegeben. Eine Selbstbeteiligung senkt im Allgemeinen den monatlichen Beitrag.
Der Vollkrankenschutz kann in Anspruch genommen werden, wenn ein Tier krank wird. Bei ernsten Erkrankungen dürfen Kosten für die Diagnostik mit Bildgebung und Labor nicht unterschätzt werden. Auch lebenslange Medikamente im chronischen Krankheitsfall, wie es bei Allergien, Herz- oder Nierenerkrankungen vorkommen kann, werden übernommen.
Die Erstattung ist meist pro Jahr gedeckelt und kann sich auch bei Nichtinanspruchnahme erhöhen. Außerdem gibt es oft auch ein Budget für Vorsorge. Dazu zählen Impfung, Wurmkur, Floh- und Zeckenprophylaxe. Die Tierkennzeichnung, d.h. die Implantation eines Transponders zur Kennzeichnung des Tieres unter die Haut der linken Halsseite, wie es für Hunde seit längerem Pflicht in Berlin ist, wird von einigen Versicherern auch übernommen.
Die Vielfältigkeit auf diesem Markt ist groß und es bedarf einiger Recherche, wenn man sich einen guten Überblick verschaffen möchte. Die Haftpflichtversicherung für Hunde, ebenfalls seit einigen Jahren vom Gesetzgeber in Berlin vorgeschrieben, wird oft im Paket mit einer Krankenversicherung angeboten. Es gibt reine Tierkrankenversicherer, wie die Agila oder Petplan aber auch große Versicherungen, welche die Tiere in ihr Portfolio mit aufgenommen haben, wie z.B. die Allianz oder die HanseMerkur. Hier kann es sich lohnen bei seinem „Haus- und Hofversicherer“ nach einem Angebot zu fragen. Eintrittsalter und Rasse spielen bei der Beitragsgestaltung ebenfalls eine Rolle.
Am Ende muss jeder individuell nach seinen Bedürfnissen entscheiden, welche Versicherung die Richtige ist. Eine Entscheidungshilfe gibt die sogenannte Eisbaumtabelle. Dort wurden alle wichtigen Hunde-Krankenversicherungen am deutschen Markt auf Basis der Leistungsvorgaben der Bundestierärztekammer getestet.
Das Ergebnis ist unter www.eisbaumtabelle.de veröffentlicht.
Dr. Doreen Gürtler, Tierärztin