Krallen schneiden bei Hund und Katze

Kurz erklärt aus der Tierarztpraxis: Krallen schneiden bei Hund und Katze

Eine der häufigen Fragen in unserer tierärztlichen Praxis ist, wann muss ich eigentlich die Krallen meines Hundes schneiden?

Grundsätzlich gilt die Faustregel, dass man die Krallen erst kürzen muss, wenn sie auf dem Boden aufsetzen. Das heißt, ich stelle die Pfote senkrecht auf den Fußboden, bekomme ich dann noch ein Blatt Papier oder den Fingernagel mühelos unter die Kralle geschoben, ist ein Schneiden nicht nötig. Setzen die Krallen auf oder verbiegen sich gar schon, sollte gekürzt werden. Besonderes Augenmerk ist hier auf die Daumenkralle – die innerste Kralle am Vorderbein – und sogenannte Wolfskralle – die innerste Kralle am Hinterbein (wenn vorhanden) – zu richten. Hier ist ein Ablaufen nicht möglich, so dass diese manchmal wie ein Kringel wachsen kann. Dabei besteht die Gefahr des Einwachsens in den jeweiligen Ballen, was zu schmerzhaften Druckstellen oder gar blutigen Verletzungen führen kann. 

Beim Schneiden ist auf den Verlauf des darin enthaltenen Blutgefäßes und Nervs, das Leben, zu achten. Bei hellen Krallen sieht man dieses bei gutem Licht durchschimmern. Bei dunklen Krallen ist dies schwieriger, hier kann man sich langsam mit dem Kürzen herantasten bzw. nur den kleinen vorderen Haken der Kralle abnehmen. Die Angst des Hineinschneidens ist verständlich, es blutet und ist für das Tier etwas schmerzhaft. Verbluten können unsere Vierbeiner daran nicht. Je nach Stärke der Blutung, kann man etwas Kernseife hineinbringen oder das Pfötchen für ein paare Stunden verbinden, bis die Blutung gestillt ist. Eine Infektion ist unwahrscheinlich.

Wenn die Tiere leichter sind und nicht oft auf harten Böden laufen, ist ein Krallen schneiden öfter nötig, ansonsten laufen sich die Tiere im Normalfall das Horn ab. Beim Welpen gibt es oft die spitzen Welpenkrallen, die zwar noch nicht auf den Boden auftreffen aber kleine, spitze, krumme Haken bilden. Die Tierkinder können hängen bleiben und die Spitzen sind auch für Frauchen und Herrchen nicht so angenehm. Die kleinen Haken kann man ohne bedenken, am besten mit einer kleinen Katzenkrallenschere, wegnehmen. So gewöhnt sich unser kleiner Vierbeiner gleich an die Manipulation an den Pfoten.

Bei Katzen ist das Schneiden der Krallen im Allgemeinen nicht nötig, sie wetzen sich die Krallen an (Kratz-) Bäumen oder Ähnlichem und halten sie damit auf der richtigen Länge und scharf. Aufpassen sollte man bei unseren älteren Samtpfoten. Durch fehlende Kraft, teilweise auch durch Arthrose, schaffen sie es nicht mehr, die Krallen selber kurz zu halten. Hier besteht, wir oben beschrieben, auch die Gefahr des Einwachsens in den Ballen. Blutige, teils eitrige, sehr schmerzhafte Verletzungen sind die Folge. Unsere Oma- und Opakatzen zeigen das nicht ihrem Besitzer an, sie leiden, katzentypisch, still. Eine regelmäßige Krallenkontrolle ist bei diesen älteren Gefährten angezeigt.

Noch ein Wort zum Werkzeug. Es gibt kleine Katzenkrallenscheren, die man gut auch für kleine mit mittelgroße Hunde verwenden kann und große Krallenzangen für dickere Krallen. Sie sind in Zangenform oder auch guillotinenartig von verschiedenen Anbietern erhältlich. Ich bevorzuge die Zangenform aber da sollte jeder selbst das beste Instrument für sich finden. Zusätzlich gibt es noch Krallenfeilen auch in rotierender Form für das langsame Abschmirgeln des Horns. Wenn die Tiere sich das gefallen lassen, kann das eine gute Alternative zum direkten Schneiden sein.

Dr. Doreen Gürtler

Tierarztpraxis Rahnsdorf

Dieser Artikel von Frau Dr. Gürtler erschien in der Rahnsdorfer Echo Ausgabe April/Mai 2024

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